Vielleicht kennen Sie das Bild des Künstlers Banksy? Ich habe mal versucht es auf dem Foto für Sie nachzustellen: ein schwarz vermummter Straßenkämpfer in aggressiver Wurfposition. Doch in seiner Hand, da findet sich kein Pflasterstein oder Molotowcocktail, sondern ein filigraner, bunter Blumenstrauß.
Bedrohlich wirkt diese Pose. Da ist Energie, da ist Wut, da ist Bereitschaft zum Kampf. Ich weiß nicht, was den Blumenwerfer von Banksy in diese Haltung gebracht hat – aber ich weiß sehr wohl, wie das ist, wenn mir Unrecht getan wird. Dann würde ich mir auch manchmal gerne einen Pflasterstein greifen und irgendetwas kaputt machen, es dem Übeltäter heimzahlen.
Doch was sich für den Moment gut anfühlt, das fällt mir dann wenig später wieder auf die Füße. Auf einmal fühle ich mich schlecht, werde selbst angegriffen und komme in Erklärungsnot. Dem Zorn einfach freien Lauf zu lassen – das scheint mir kein guter Weg zu sein.
Eine coole Option ist das, was Banksy uns vormalt. Nimm doch die Energie aus deiner Wut – und mach was Gutes damit: Überwinde das Böse mit Gutem! Mäh den Rasen, statt mit deiner Frau zu schimpfen. Engagiere dich für mehr Demokratie, statt dich über die Politiker zu empören. Besuche Einsame, statt über Kontaktbeschränkungen zu meckern. Und was mir der Straßenkämpfer mit den schönen Blümchen noch sagt: Nimm dich selbst nicht allzu ernst, auch nicht in deinem Zorn.