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Geistliche Impulse

An dieser Stelle finden Sie Predigten und Andachten von unseren Pastoren*innen, Diakonen*innen und Kirchenvorsteher*innen aus unserer Region.

Auch die Beiträge in der Rubrik "Auf ein Wort" aus der Presse und weitere Links zu diesem Thema haben wir Ihnen zusammengestellt.

Schauen Sie ruhig öfter mal vorbei!

 

Was ist wichtig für die Zukunft unseres Zusammenlebens?

Gerade hat sich der neue Deutsche Bundestag das erste Mal getroffen. Der Alterspräsident hat eine lange Rede gehalten. Es kamen in der Rede die Herausforderungen der Zeit zur Sprache. Was ist wichtig für die Zukunft unseres Zusammenlebens? Eine gerechte Verteilung des Geldes und eine gute Unterstützung für alle, die es benötigen. Genug Kindergeld, Wohnungsbeihilfe, Mütterrente oder Bafög.

Eine Wirtschaftsordnung, die den Familienbetrieb wie den Großkonzert befähigt. Weniger Bürokratie, mehr Transparenz. Viele Dinge, die das Zusammenleben erleichtern und den Staat zusammenhalten. Was könnte als Überschrift dienen, in einem Deutschland, in dem die unterschiedlichen Standpunkte scheinbar immer weiter auseinanderdriften? Ich bin da auch oft ratlos.

Jetzt, in der Passionszeit, die ja auch eine Fastenzeit ist, kann ich überlegen, wie ich leben will. Einerseits könnte ich weniger Alkohol, Autofahren, Instagram oder Fernsehen ausprobieren. Andererseits könnte ich mehr mit meinen Kindern machen, an die Tafeln spenden und einen klareren Blick auf die Nöte in meiner Umgebung bekommen. Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Ich brauche zum Leben die gesicherte Versorgung, ein Dach, Wärme und eine Krankenversicherung. Und meine Seele braucht Zuwendung, Liebe und Respekt. Vielleicht ist es ja das, was es auf den Punkt bringt: Respekt. Ich kann wählen, wen ich will, denken, was ich will. Ohne Respekt vor der Lebensweise des Nachbarn ist dies aber alles nichts wert.

Christian Wietfeldt, Pastor der Heilig-Kreuz-Gemeinde in Brockel

Was macht uns das Leben schwer?

Das Ende einer Beziehung, ein riesiger Berg an Arbeit, der Verlust eines geliebten Menschen, der Krieg in der Ukraine oder Angst vor der Zukunft nach der Bundestagswahl am Sonntag? Im Leben gibt es immer wieder Situationen, die belastend sein können - Momente, in denen Zuversicht und Lebenskraft fehlen. Man fühlt sich allein, sucht nach Halt, ist voller Trauer. Der Wille zum Weitermachen fehlt, die Hoffnung auf bessere Zeiten ist nicht da.

In der Bibel finden wir viele Geschichten über Menschen, die in einer solchen Krise stecken. Sie alle wenden sich in ihrer Not an Gott. Der 47. Psalm kann ein Trostpflaster für die Seele werden. Da heißt es: „Der Herr heilt die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden“ – Kinder bekommen meist von ihren Eltern ein Pflaster bei Verletzungen, aufbauende Worte, wenn sie sich etwas nicht zutrauen und eine Aufmunterung, wenn etwas nicht geklappt hat. Trost meint eine Kraft, die den getrösteten wieder stark und fest macht. Trösten kann ich mich nicht selbst, dazu brauche ich ein Gegenüber. Mir Trost spenden kann nur jemand, dem ich vollkommen vertraue. Der mich beruhigt, ermutigt, aufrichtet und unterstützt. Gott will unsere Herzen heilen. Er schenkt neuen Mut und neue Kraft. Wir sind in unseren dunkelsten Stunden nicht allein. Gott ist mir nahe und ich kann den Kontakt zu ihm suchen. Gott greift nicht von oben ein und richtet alles, sondern er geht unten an meiner Seite mit mir mit, hört mir zu und fängt mich auf, wenn das Leben mir zu schwer wird. Wenn ich weiß: da ist ein Gott, der mich kennt und liebt und mir den Rücken stärkt, dann kann ich aufstehen; jeden Tag und mich selbst stark machen für etwas. Und ich kann mich am Sonntag aufmachen zur Wahl und vielleicht einmal wieder zum anschließenden Kirchengang.

Mathias Wohlfahrt, Pastor in Visselhövede

Wir sollten uns bemühen, Menschen zu unterstützen

„Ich war ein Flüchtling“, sagte der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler. „Wir hatten kein Geld zu Hause. Ich konnte studieren. Ich habe einen sozialen Aufstieg gemacht. Das Land hat mir Frieden gegeben.“ Im Rückblick spricht ein Mann davon, wer ihm geholfen hat – es ist unser Land gewesen. In einem solchen Land möchte ich gern leben, das seinen Mitbürgern und den Flüchtlingen hilft, einen guten Platz im Leben zu finden!

Vor 80 Jahren mussten durch den Krieg viele Flüchtlinge untergebracht werden. Der Schrecken der Verfolgung hat viele Menschen zu Flüchtlingen gemacht, die oft nur schwer eine neue Heimat gefunden haben. Das hat zu unserem Asylrecht geführt, Asyl ist ein Menschenrecht geworden. Das Problem der Flucht gibt es schon lange und wird in einer Welt mit Kriegen und Hunger nicht aufhören.

Im 2. Buch Mose steht: „Einen Fremden sollst du nicht bedrücken und bedrängen, denn auch ihr seid Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.“ Dieser Text ist vermutlich mehr als zweitausendfünfhundert Jahre alt. Gott gebietet seinem Volk Israel. Der Text hat an Aktualität nichts verloren. Migration ist eins der Probleme in diesen Tagen in unserem Land.

Und mit Blick aufs Asylrecht heißt das: Es braucht Zeit und Raum, in jedem Einzelfall das Recht auf Asyl zu prüfen. Die Herkunft eines Menschen, seine Fluchtgründe – das sagt doch nichts aus über seine kriminelle Energie! Eine falsche Härte im Umgang mit Flüchtlingen löst weder die Migrationsfrage noch ein anderes Problem. Durch eine solche Haltung machen wir unser Land nur ärmer. Und damit alle Menschen unglücklich. Wir sollten uns bemühen, Menschen zu unterstützen, zu integrieren. Wo das halbwegs gelingt, will niemand die heimisch gewordenen Menschen missen. Nicht als Pfleger, Arzt oder Handwerker. Furcht habe ich doch oft nur, weil ich jemanden noch nicht gut kenne oder die Verständigung nicht klappt. Ich wünsche mir ein Land im Frieden, in dem auch der zukünftige Bundespräsident ein Flüchtling gewesen sein mag – der hier ein Zuhause gefunden hat. In so einem Land möchte ich gern leben.

Hermann Detjen, Pastor in Kirchwalsede

Andacht zur Jahreslosung 2025 von Regionalbischof Dr. Hans Christian Brandy (Stade)

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thessalonicher 5,21)

Im Sommer 2025 werden meine Frau und ich umziehen in ein anderes Haus. Ein kleineres. Was also soll mitgenommen werden? Welcher der beiden Esstische? Ist noch Platz für die Kommode aus dem Familienerbe? Und welche Erinnerungsstücke aus dem Berufsleben? Am meisten graut mir vor der Auswahl der Bücher. Wir werden prüfen und entscheiden müssen.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“, dazu ermuntert Paulus seine Glaubensgeschwister in der griechischen Hafenstadt Thessaloniki. Er hatte diese Gemeinde bei einem kurzen Besuch gegründet. Es läuft nicht schlecht dort. Aber mit der Zeit macht sich bei manchen Glaubensmüdigkeit breit, manche verlieren die Hoffnung, es kommt auch mal zum Streit untereinander. Das ist irgendwie zeitlos. Paulus schreibt seinen Brief, um der Gemeinde Mut zu machen und ihr Orientierung zu geben in dieser multikulturellen Stadt. Denn Thessaloniki ist ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen. So wie es nicht nur in Hafenstädten bis zum heutigen Tag ist.

In diesem vielschichtigen Umfeld ermutigt Paulus zu einer großen inneren Freiheit. Einer Haltung, die weltoffen alles prüft und in Gelassenheit schaut, was lebensdienlich ist. „Behaltet das Gute!“ Paulus traut den jungen Christinnen und Christen ein eigenständiges Urteil zu.

Bei Paulus bezieht sich das Wort auf die Frage, wie Menschen vom Glauben und von Gott sprechen. Hier gilt: Es gibt keine engherzigen Denk- und Sprechverbote. Vielmehr eben: „Prüft alles und behaltet das Gute“. Es darf eine große Weite geben, wenn wir als Christenmenschen von unserem Glauben reden. Auch heute braucht es eine Freiheit, Worte zu suchen, mit denen wir zeitgemäß vom Glauben reden können. Nur traditionelle Formeln zu wiederholen, überzeugt niemanden. Aber dazu gehört auch die eigenverantwortliche und gemeinsame Wachsamkeit. „Prüft!“ Am Zeugnis der Bibel, am Zeugnis von Christus. Und: Zum Glauben gehört der wache Verstand. Gerade in Zeiten mancher fundamentalistischen Glaubensprediger: Wir brauchen geistige Wachsamkeit und einen aufgeklärten Glauben. „Prüft alles!“

Unsere Zeiten sind generell in hohem Maße plural. Von den Angeboten im Supermarkt bis zu Informationen im Internet, von verschiedensten Lebensstilen bis zu politischen Positionen. Dieses Überangebot kann arg anstrengend sein. Paulus ermutigt zur Gelassenheit: „Prüft alles und behaltet das Gute!“

Naiv und blauäugig darf das nicht sein. „Wach und nüchtern“ sollen Christenmenschen auf die Welt blicken. Gerade wenn manche auf komplizierte Fragen und Probleme vermeintlich einfache Antworten geben. „Prüft alles“. Das hat dringliche Aktualität angesichts gefährlicher populistischer Tendenzen in unserem Land und einer wachsenden Zustimmung zu extremistischen Positionen. Das heißt auch ein klares „Nein“ zu allem, was das friedliche Zusammenleben und die Würde jedes einzelnen Menschen in Frage stellt. „Behaltet das Gute“ – das kann nur das sein, was ein Zusammenleben in Frieden, Respekt und Würde fördert.

„Prüft alles und behaltet das Gute!“ Wie kommen wir in einer Welt, in der uns mehr Möglichkeiten als je zuvor zur Verfügung stehen, zu Entscheidungen? Was dient dem Leben? Welchem inneren Kompass folgen wir? Christinnen und Christen finden Orientierung im Vertrauen auf Gottes Liebe, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist. Jesus hat uns gepredigt und auch vorgelebt, wie wahrhaftiges menschliches Handeln geht. An ihm und durch ihn können wir Orientierung finden. Entscheiden müssen wir gleichwohl selbst, in komplizierten Zeiten – in aller Freiheit, mit allem Risiko. Ohne Angst und in fröhlichem Gottvertrauen.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Jahr 2025!

Ihr Dr. Hans Christian Brandy
Regionalbischof für den Sprengel Stade